Die Zwangsaussiedlungen aus dem Grenzgebiet der DDR an der innerdeutschen Grenze 1952 und 1961 in den Erinnerungen der Opfer
1952 und 1961 wurden auf Anordnung der Sowjetunion von der DDR Regierung mehr als 11.000 Menschen aus dem 5 km tiefem Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze in das Innere der DDR zwangsumgesiedelt. In kurzer Zeit wurde ihnen der Aussiedlungsbefehl ohne eine ernsthafte Begründung übermittelt und an...
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Format: | Print Article |
Language: | German |
Published: |
2007
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In: |
Zeitschrift für Psychotraumatologie, Psychotherapiewissenschaft, psychologische Medizin
Year: 2007, Volume: 5, Issue: 1, Pages: 25-38 |
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Keywords: |
Summary: | 1952 und 1961 wurden auf Anordnung der Sowjetunion von der DDR Regierung mehr als 11.000 Menschen aus dem 5 km tiefem Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze in das Innere der DDR zwangsumgesiedelt. In kurzer Zeit wurde ihnen der Aussiedlungsbefehl ohne eine ernsthafte Begründung übermittelt und anschließend der Abtransport organisiert. Die Ausgesiedelten machten nur 1-3% der in dem Sperrgebiet lebenden Bevölkerung aus. Diese erfahrene Selektion bestimmte die Erinnerungen über die Zwangsumsiedlung über mehrere Jahrzehnte. Die Art des Transports und die Unterbringung an den neuen, unbekannten Orten verstärkten das Gefühl der Diskriminierung. Da 1952 den Zwangsumgesiedelten nicht das Ziel des Transports mitgeteilt wurde und die Züge die ganze Nacht über fuhren, verstärkte sich die Angst unter ihnen vor einer Verschleppung nach Sibirien oder in ein Konzentrationslager. Während 1952 mehrere der Zwangausgesiedelten die DDR noch verlassen konnten, fehlte den Opfern von 1961 dieser Ausweg, da die Grenze zu West-Berlin inzwischen geschlossen war. Alle in der DDR Gebliebenen mussten eine neue Beziehung zu dieser Gesellschaft aufbauen. In der Öffentlichkeit durften sie über ihre Erfahrungen nicht reden, oder fürchteten sich davor. Den meisten gelang zwar ein beruflicher Neubeginn, doch hielten sie sich gegenüber dem herrschenden SED-Regime politisch distanziert. Ihre Freude über die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands 1990 wurde sehr schnell überlagert von der zaghaften Rehabilitierung durch die Bundesregierung und das gesamtdeutsche Parlament. Die unterschiedliche Behandlung von in der DDR verbliebenen und in die Bundesrepublik geflüchteten Zwangsausgesiedelten beim Umgang mit dem infolge der Zwangsumsiedlung verlorenen Eigentum im ehemaligen Grenzgebiet, führte auch zu einer unterschiedlichen Bewertung des Einigungsprozesses. |
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ISSN: | 1865-3766 |