Qualitative Forschung als verdinglichende Methode und Technik: einige kritische Anmerkungen zur Karriere der Grounded Theorie = Reifying tendencies in qualitative research and practice : some critical remarks regarding the career of grounded theory
Grounded Theory hat sich von den reflexiven Prämissen des Symbolischen Interaktionismus gelöst und zu einer qualitativen Lehrbuch-Methodologie entwickelt, mit der für das eigene Forschen Autorität reklamiert werden kann. Der Umbau der Grounded Theory hat auf mehreren Ebenen einer Verdinglichung des...
Main Author: | |
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Format: | Print Article |
Language: | German |
Published: |
2016
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In: |
Kriminologisches Journal
Year: 2016, Volume: 48, Issue: 1, Pages: 47-61 |
Journals Online & Print: | |
Availability in Tübingen: | Present in Tübingen. IFK: In: Z 66 |
Check availability: | HBZ Gateway |
Keywords: |
Summary: | Grounded Theory hat sich von den reflexiven Prämissen des Symbolischen Interaktionismus gelöst und zu einer qualitativen Lehrbuch-Methodologie entwickelt, mit der für das eigene Forschen Autorität reklamiert werden kann. Der Umbau der Grounded Theory hat auf mehreren Ebenen einer Verdinglichung des Wissens Vorschub geleistet: Über die Lehrbuch-Grounded Theory werden Kodier- und Subsumtionsprozeduren als Auswertungstechniken ins Zentrum qualitativer Forschung gestellt, während zentrale Konzepte wie Interaktion und Narration sowie das Handwerkszeug der Interpretation als Momente einer reflexiven Forschung unterminiert werden. In der Konsequenz werden über die Anwendung der Lehrbuch-Grounded Theory soziale Phänomene eher der Verstehbarkeit entzogen und gesellschaftliche Konflikte und Widersprüche eher verdeckt als aufgedeckt. Im Kontext der ätiologischen Kriminologie wird die Lehrbuch-Grounded Teory überwiegend benutzt, um Normalitätskonzepte und hegemoniale Ordungen zu affirmieren und um Problem- und Täter-Wissen zu generieren. |
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ISSN: | 0341-1966 |