Bemerkungen zur strukturellen Skepsisvergessenheit biologistisch zentrierter Kriminalwissenschaft = Remarks on the structural oblivion of scepticism in biology-focussed criminology
Von der Begründung der Kriminalwissenschaft als eigenständigem Wissenschaftszweig im späten 19. Jahrhundert an bis in die 1960er-Jahre hinein spielten biologistische Positionen eine dominante Rolle. Die Orientierung an biologistischen Denkmustern und das übersteigerte Vertrauen in naturwissenschaftl...
1. VerfasserIn: | |
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Medienart: | Elektronisch Aufsatz |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
2010
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In: |
Kriminologisches Journal
Jahr: 2010, Band: 42, Heft: 4, Seiten: 263-275 |
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Schlagwörter: | |
Parallele Ausgabe: | Nicht-Elektronisch
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Zusammenfassung: | Von der Begründung der Kriminalwissenschaft als eigenständigem Wissenschaftszweig im späten 19. Jahrhundert an bis in die 1960er-Jahre hinein spielten biologistische Positionen eine dominante Rolle. Die Orientierung an biologistischen Denkmustern und das übersteigerte Vertrauen in naturwissenschaftliche Methoden (oder, im Falle der ganzheitlichen Biologie, gar in irrationale Intuition) führten zu einer großen Teilen der frühen Kriminalwissenschaft strukturell inhärenten Skepsisvergessenheit, die sich in methodologischen Verkürzungen, vorschnellen Verallgemeinerungen und in der zirkulären Bestätigung von weltanschaulichen Prämissen unter Berufung auf eine kaum reflektierte Pseudoempirie äußerten. Die Kriminalwissenschaftler glaubten, ‚exakte‘ Wissenschaft nach dem Muster der Naturwissenschaften zu betreiben, ließen dabei aber nicht selten rationale Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit, zwei notwendige Kriterien von Wissenschaftlichkeit, zu kurz kommen. From the establishment of criminology as an independent academic discipline in the late 19th century until the 1960s, biologistic positions played a dominant role. The prevalence of biologistic paradigms and an exaggerated belief in the methodologies of the natural sciences (or, in the case of holistic biological concepts, in irrational intuition) lead to an oblivion of skepticism that was structurally inherent to the early criminological discipline. This oblivion manifested itself in methodological shortcomings, in premature generalizations, and in the circular validation of ideological premises; and it relied on a hardly reflected pseudo-empiricism. The criminologists believed they were practicing an „exact” science following the examples set by the natural sciences, but in doing so, they frequently overlooked two essential scientific criteria: accountability and verifiability. |
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Beschreibung: | Literaturverzeichnis: Seite 272-275 |