Summary: | Selbstorganisation als systemtheoretischer Begriff wird in den Sozialwissenschaften zunehmend herangezogen, um die eingeschränkte Prognostizierbarkeit und Steuerbarkeit des Verhaltens sozialer Systeme wie Unternehmen, Abteilungen oder auch Familien zu erklären. Dabei wird in der Regel auf naturwissenschaftliche Konzepte zurückgegriffen, ohne daß eine kritische Prüfung der Leistungsfähigkeit dieser Konzepte im Hinblick auf ihre Anwendung für soziale Systeme erfolgt. Genau dies ist das Anliegen dieser Arbeit. Es wird untersucht, welche naturwissenschaftlichen Konzepte von Selbstorganisation in den Sozialwissenschaften rezipiert wurden und es wird die Leistungsfähigkeit dieser naturwissenschaftfichen Konzepte für soziale Systeme beleuchtet. Die Autorin zeigt auf, daß der Übertragung dieser Konzepte auf soziale Systeme Grenzen gesetzt sind, da sie spezifischen menschlichen Merkmalen nicht gerecht werden. Alternativ wird vorgeschlagen, den Begriff 'Selbstorganisation' über den 'kognitiven' Systembegriff in der Tradition von Gregory Bateson zu definieren, der soziale Systeme als selbstorganisierte Systeme 'des Denkens und Handelns' bestimmt. Auf der Basis dieses Systembegriffs wird aufgezeigt, welche Implikationen Selbstorganisation für Interventionen in sozialen Systemen hat.
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