Eine kritische Betrachtung von Geschlechtsstereotypen in einer forensischen Klinik = A critical examination of gender stereotypes in a forensic clinic
Die Behandlung im Maßregelvollzug soll sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten nach Möglichkeit anpassen. Dies bedeutet, dass auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den Kliniken umgesetzt und adäquat Eingang in die Therapie finden sollen. In den vergangenen Jahren rückten Gender-As...
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Beteiligte: | |
Medienart: | Druck Aufsatz |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
2025
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In: |
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
Jahr: 2025, Band: 33, Heft: 1, Seiten: [73]-86 |
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Zusammenfassung: | Die Behandlung im Maßregelvollzug soll sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten nach Möglichkeit anpassen. Dies bedeutet, dass auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den Kliniken umgesetzt und adäquat Eingang in die Therapie finden sollen. In den vergangenen Jahren rückten Gender-Aspekte mehr und mehr in den Vordergrund, sei es bei Debatten um geschlechtsneutrale Schreibweisen, Stellenausschreibungen für männlich/weiblich/divers oder eine erhöhte Wahrnehmung und Akzeptanz für queere Menschen. Als Mitarbeitende einer gemischt-geschlechtlich belegten forensischen Klinik in Niedersachsen haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Umsetzung einer geschlechtsneutralen Behandlung von Frauen in der Maßregel nur ansatzweise gelingt. Dies hat zum einen damit zu tun, dass Patientinnen unverändert eine Minderheit in den Kliniken darstellen. Zum anderen glauben wir, dass auch Geschlechtsstereotype auf Seiten der Behandelnden und der Patienten und Patientinnen eine geschlechtsunabhängige Behandlung verhindern. Dies kann sich zum Nachteil insbesondere der untergebrachten Frauen entwickeln, die zumeist aus sehr traditionell geprägten Strukturen kommen, denn es droht, dass sie die bereits verinnerlichten gesellschaftlichen Rollenbilder der sich unterordnenden Frau nicht aufgeben (können) und auch nach Entlassung erneut in ähnliche, kritische Strukturen zurückgleiten werden. Der folgende Artikel soll anhand einiger Beispiele aus der niedersächsischen Klinik Moringen die Problematik aufzeigen, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Wherever possible, treatment in a forensic psychiatric hospital should adapt to social circumstances. This means that social and political developments should also be implemented in the clinics and adequately incorporated into the therapy. In recent years, gender aspects have increasingly come to the fore, be it in debates about gender-neutral spelling, job advertisements for male/female/diverse or an increased awareness and acceptance of queer people. As employees of a mixed-gender forensic clinic in Lower Saxony, we have observed that the realisation of gender-neutral treatment of women in our clinic is only partially successful. On the one hand, this has to do with the fact that female patients remain a minority in the clinics. On the other hand, we believe that gender stereotypes on the part of the treating staff and patients also prevent gender-independent treatment. This can be to the detriment of the women in hospital in particular, most of whom come from very traditional structures, as there is a risk that they will not (be able to) abandon the already internalised social role models of the subordinate woman and will slip back into similar, critical structures even after discharge. The following article is intended to illustrate the problem using a few examples from the Moringen Clinic in Lower Saxony, without claiming to be exhaustive. |
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Beschreibung: | Literaturverzeichnis: Seite 86 |
ISSN: | 0945-2540 |