Hyperfeminität: Figuren sozialer Differenzierung und Marginalisierung im Strafvollzug = Hyperfemininity : figures of social differentiation and marginalisation in the penal system
Ausgangspunkt für unsere Untersuchung ist die weit verbreitete Annahme, dass der geringe Anteil von Frauen an der Gefängnispopulation (ca. 5 % aller Inhaftierten in Deutschland sind weiblich) zu ihrer "besonderen" Situation führt. Im Vergleich mit männlichen Insassen werden inhaftierte Fra...
1. VerfasserIn: | |
---|---|
Beteiligte: | |
Medienart: | Elektronisch Aufsatz |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
2025
|
In: |
Kriminologie - das Online-Journal
Jahr: 2025, Band: 7, Heft: 1, Seiten: [57]-79 |
Online-Zugang: |
Volltext (Verlag) Volltext (kostenfrei) |
Rechteinformation: | CC BY 4.0 |
Journals Online & Print: | |
Verfügbarkeit prüfen: | HBZ Gateway |
Schlagwörter: |
Zusammenfassung: | Ausgangspunkt für unsere Untersuchung ist die weit verbreitete Annahme, dass der geringe Anteil von Frauen an der Gefängnispopulation (ca. 5 % aller Inhaftierten in Deutschland sind weiblich) zu ihrer "besonderen" Situation führt. Im Vergleich mit männlichen Insassen werden inhaftierte Frauen als eine Minderheit beschrieben, die mit „besonderen Problemen“ konfrontiert ist, welche inhaftierte Frauen zu Opfern machen. Jedoch stellen die Besonderungen Deprivationen dar, die Sykes (2007) bereits in den 1950er Jahren für männliche Häftlinge als Schmerzen des Freiheitsentzugs (pains of imprisonment) skizzierte. Der Verlust von Gütern, Sicherheit und sozialen Beziehungen stellt demnach enorme Belastungen der Inhaftierung dar. Während die Schmerzen des Freiheitsentzugs zum Standardkonzept in der Strafvollzugsforschung avanciert sind und mithin die Thematisierung des Umgangs der hiervon Betroffenen, steht eine Analyse der Marginalisierung weiblicher und trans*gender Personen in Haftkontexten bislang aus. Diese präsentieren wir im Beitrag anhand der Ergebnisse einer ethnographischen Forschung im Strafvollzug und zeigen diesbezüglich relevante diskursive Figuren auf, die entstehen, wenn Weiblichkeiten im Haftalltag adressiert werden. Sie kulminieren in Formen von Hyperfeminität, die einerseits weibliche Agency betonen, andererseits aber die Marginalisierung der betreffenden Inhaftierten fördern. The starting point for our study is the widespread assumption that the low proportion of women in the prison population (around 5% of all prisoners in Germany are female) is the cause of their “special” situation. Compared to male inmates, incarcerated women are described as a minority that is confronted with “special problems” that make incarcerated women victims. However, the special circumstances represent deprivations that Sykes (2007) already outlined for male prisoners in the 1950s as the pains of imprisonment. The loss of goods, security, and social relationships therefore represents an enormous burden of imprisonment. While the pains of imprisonment have become a standard concept guiding prison research and, consequently, interactions with those affected, an analysis of the marginalisation of female and trans*gender people in prison contexts has not yet been carried out. In this article, we present such an analysis based on the results of ethnographic research in the prison system and highlight relevant discursive figures that arise when femininities are addressed in everyday prison life. They culminate in forms of hyperfemininity, which on the one hand emphasise female agency but also promote marginalisation of the inmates concerned on the other. |
---|---|
Beschreibung: | Veröffentlicht am 27.03.2025 Literaturverzeichnis: Seite 77-79 |
ISSN: | 2698-6779 |
DOI: | 10.18716/ojs/krimoj/2025.1.5 |