Lebensqualität, interpersonale Probleme und Kohärenzgefühl bei Betroffenen nicht-strafrechtlicher Repressionen in der ehemaligen DDR
Während politische Häftlinge und ihre Verfolgungsschicksale in der DDR vergleichsweise gut in der psychiatrisch-psychologischen Forschung repräsentiert sind, stehen systematische Studien zu Opfern nicht-strafrechtlicher Repressionen weitestgehend aus. Dabei spielten diese "leisen" Formen d...
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Format: | Print Article |
Language: | German |
Published: |
2007
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In: |
Zeitschrift für Psychotraumatologie, Psychotherapiewissenschaft, psychologische Medizin
Year: 2007, Volume: 5, Issue: 1, Pages: 41-52 |
Journals Online & Print: | |
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Keywords: |
Summary: | Während politische Häftlinge und ihre Verfolgungsschicksale in der DDR vergleichsweise gut in der psychiatrisch-psychologischen Forschung repräsentiert sind, stehen systematische Studien zu Opfern nicht-strafrechtlicher Repressionen weitestgehend aus. Dabei spielten diese "leisen" Formen der Unrechtsmaßnahmen spätestens seit Mitte der 1970er Jahre eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund wurden in der vorliegenden Studie 74 Betroffene von nicht-strafrechtlichen Repressionen umfassend hinsichtlich ihrer Verfolgungsschicksale untersucht. Zudem wurde mittels psychometrischer Selbstbeurteilungsverfahren ihre aktuelle gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36; Fragebogen zum Gesundheitszustand), ihre interpersonalen Probleme (Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme; IIP-D) und ihr Kohärenzgefühl (Sense-of-Coherence-Fragebogen; SOC) erfasst. Mit je knapp 40% waren ‚Benachteiligung im Beruf’ und ‚latente Repressionen’ die häufigsten Formen politischer Verfolgung, die insgesamt eine komplexe Vielgestaltigkeit zeigten. Im Vergleich zu Referenzwerten aus der Allgemeinbevölkerung bzw. "gesunder Normaler" hatte die Untersuchungsstichprobe eine schlechtere Lebensqualität, v.a. in den psychosozialen Dimensionen, und ein niedrigeres Kohärenzgefühl; Unterschiede im Ausmaß und der Art interpersonaler Probleme fanden sich hingegen nicht. Wir diskutieren unsere Ergebnisse vor dem Hintergrund der spezifischen Charakteristika der so genannten Zersetzungsmaßnahmen, die "persönlichkeitsorientierte Gewalt" darstellen, sich durch ihre Anonymität auszeichnen und über den sozialen Raum wirksam und sichtbar werden. Aufgrund der geringen Lebensqualität und der Auswirkungen auf persönlichkeitspsychologischer Ebene erscheinen Rehabilitierungsansprüche gerechtfertigt, die jedoch in der aktuellen Gesetzgebung keinen Niederschlag finde |
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ISSN: | 1865-3766 |