„Dieses Thema Sicherheit in diesem konservativen Sinne ist natürlich überhaupt nicht unseres“

Wenn Bürger*innen „mehr Sicherheit“ fordern oder sich gar selbst in Gruppen und Vereinen für dieses Ziel engagieren, reagieren wissenschaftliche Beobachter*innen und politische Öffentlichkeit überwiegend skeptisch. Wie berechtigt die Bedenken sind, zeigt nicht zuletzt der zunehmende Rechtspopulismus...

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Bibliographic Details
Main Author: Bescherer, Peter (Author)
Format: Electronic Article
Language:English
Published: 2017
In: Soziale Probleme
Year: 2017, Volume: 28, Issue: 2, Pages: 301-320
Online Access: Volltext (Verlag)
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Description
Summary:Wenn Bürger*innen „mehr Sicherheit“ fordern oder sich gar selbst in Gruppen und Vereinen für dieses Ziel engagieren, reagieren wissenschaftliche Beobachter*innen und politische Öffentlichkeit überwiegend skeptisch. Wie berechtigt die Bedenken sind, zeigt nicht zuletzt der zunehmende Rechtspopulismus, der sich auf die „Ängste und Sorgen der Menschen“ stützen kann. Die Kritik macht es sich jedoch zu einfach, wenn sie bürgerschaftliches Engagement im Kontext von Sicherheitsfragen auf patrouillierende Bürgerwehren oder anti-islamische Proteste reduziert. Anhand qualitativ-empirischer Befunde aus einem Forschungsprojekt zu urbaner Sicherheit illustriert der Aufsatz die Breite der zivilgesellschaftlichen Sicherheitsarbeit, aber auch ihre Ambivalenz. Es zeigt sich demnach zweierlei: Ansprüche auf Sicherheit sind vielfältig; sie berühren (und verknüpfen) die Wahrnehmung von Entwicklungen des öffentlichen Raums, das Verhältnis zur Nachbarschaft, die Auseinandersetzung mit technischen Gefahren in dicht besiedelten städtischen Gebieten oder die (Un‑)Sicherheit im Straßenverkehr. Das bürgerschaftliche Engagement für mehr Sicherheit resultiert zudem nicht zwangsläufig in Ausgrenzung von „Fremden“ und normalisierender Sozialkontrolle. Genau das kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, ist „Sicherheit“ doch eine janusköpfige Forderung, die in verschiedene Richtungen anschlussfähig ist, wird sie nicht von anderen Zielvorstellungen gerahmt und in ihrer expansiven Tendenz – wer will nicht mehr Sicherheit? – gebremst.
ISSN:2364-3951
DOI:10.1007/s41059-017-0038-3