Neue empirische Befunde zur Sanktionierung der Tötungsdelikte: unter besonderer Berücksichtigung der Anordnung und Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe

Der vorliegende Beitrag informiert über aktuelle, zur Sanktionierung der Tötungsdelikte vorhandene empirische Befunde. Anlass für diese Publikation ist der Umstand, dass derzeit in der Rechtspolitik über eine umfassende Reform der Tötungsdelikte diskutiert wird, deren Fassung noch aus der Zeit des N...

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Bibliographic Details
Main Author: Kinzig, Jörg 1962- (Author)
Format: Print Article
Language:German
Published: 2015
In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
Year: 2015, Volume: 9, Issue: 4, Pages: 198-210
Online Access: Volltext (Verlag)
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Summary:Der vorliegende Beitrag informiert über aktuelle, zur Sanktionierung der Tötungsdelikte vorhandene empirische Befunde. Anlass für diese Publikation ist der Umstand, dass derzeit in der Rechtspolitik über eine umfassende Reform der Tötungsdelikte diskutiert wird, deren Fassung noch aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt. Erörtert wird dabei nicht nur die so genannte Tatbestandsseite, also die Voraussetzungen für die Ahndung eines Tötungsdelikts, sondern auch die Rechtsfolgenseite, also die Frage einer angemessenen Sanktion für das zu ahndende schwere Unrecht. Besonders im Fokus steht die lebenslange Freiheitsstrafe, die nach derzeitigem Recht bei Begehung eines Mordes (§ 211 StGB) zwingend zu verhängen ist. Im Folgenden werden die rechtstatsächlichen Erkenntnisse zusammengetragen und analysiert, die sich einerseits aus den amtlichen Statistiken (insbesondere der Polizeilichen Kriminalstatistik, der Strafverfolgungs- und der Strafvollzugsstatistik), aber auch aus weiteren Untersuchungen zu dieser Sanktion ergeben. Insgesamt bietet das vorhandene Datenmaterial dazu Anlass, die derzeit rigide Regelung zu überdenken. Insbesondere sollte die lebenslange Freiheitsstrafe nicht mehr obligatorische Rechtsfolge der Begehung eines Mordes sein.
This article presents the current empirical data concerning the sentences for homicides in Germany. The reason for this publication is the fact that a comprehensive reform of these offences is currently under discussion. The prevailing version of these regulations dates back to the time of the Third Reich. Not only the so-called elements of these offences involving the prerequisites for the punishment of homicide but also the legal consequences, especially the duty to find adequate sanctions for the crime are being debated by politicians and legal scholars. In particular, the sanction of life imprisonment, which in Germany is mandatory in cases of murder under specific aggravating circumstances (§ 211 German Penal Code, StGB), is of special interest. In this article, empirical data on the administration of life imprisonment are presented and analyzed. These originate on the one hand from official statistics (in the first instance police, prosecution and prison statistics) and on the other hand from further criminological research on these sanctions. In total the available data give reason to reconsider this rigidly applied sentence. First and foremost, life imprisonment as the only legal consequence for committing a murder under specific aggravating circumstances should be abolished.
ISSN:1862-7072
DOI:10.1007/s11757-015-0333-4