Schädliche Moralpolitik – das neue Prostituiertenschutzgesetz = Harmful moral politics – the New Prostitutes Protection Act

Die Autorin hat in Nordrhein-Westfalen einen vom Kabinett 2010 eingesetzten Runden Tisch Prostitution geleitet. Ziel war insbesondere die Definition legislativen Handlungsbedarfs. Als zentraler Hinderungsgrund für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Prostituierten wurde die gesellschaftlich...

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Main Author: Zimmermann-Schwartz, Claudia (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2018
In: Zeitschrift für Sexualforschung
Online Access: Volltext (Verlag)
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Summary:Die Autorin hat in Nordrhein-Westfalen einen vom Kabinett 2010 eingesetzten Runden Tisch Prostitution geleitet. Ziel war insbesondere die Definition legislativen Handlungsbedarfs. Als zentraler Hinderungsgrund für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Prostituierten wurde die gesellschaftliche Stigmatisierung identifiziert. Eine Fokussierung auf repressive Ansätze wurde abgelehnt. Dringlich seien Maßnahmen mit dem Ziel einer Professionalisierung der Tätigkeit von Menschen in der Prostitution, insbesondere freiwillige, auf die Zielgruppen zugeschnittene Beratungs- und Unterstützungsangebote. Obwohl das Gremium bundesweit Aufmerksamkeit erhielt, fanden die Ergebnisse nur wenig Niederschlag im Prostituiertenschutzgesetz, das zum 1. Juli 2017 in Kraft getreten ist. Anstelle der geforderten gesetzgeberischen Zurückhaltung wird durch eine umfassende Regulierung versucht, Prostitution unter Kontrolle zu bringen. Statt sich auf gewerberechtliche Regelungen zur Konzessionierung von Bordellen und bordellähnlichen Betrieben zu beschränken, wird für Prostituierte völlig neues Recht geschaffen, das ihnen einzigartige und mit Bußgeld bewehrte Pflichten auferlegt. Sie sind geeignet, das vorhandene Stigma zu verstärken, anstatt es abzubauen. Das Gesetz erweist sich nach Auffassung der Autorin als ein Beispiel für restriktive Moralpolitik und damit als Rückschlag.
ISSN:1438-9460
DOI:10.1055/s-0044-101522