Pädophile Neigungen offenbaren: Stigma-Management bei Patienten aus dem Berliner Präventionsprojekt Dunkelfeld

Vor dem Hintergrund der enormen Stigmatisierung von Menschen mit pädophilen Neigungen ist davon auszugehen, dass sich Betroffene häufig entscheiden müssen, diese preiszugeben oder geheim zu halten – mit zum Teil dramatischen Konsequenzen für ihr soziales Leben und ihr Selbstbild. Obwohl Formen des S...

Full description

Saved in:  
Bibliographic Details
Authors: Wagner, Tilmann (Author) ; Jahnke, Sara 1986- (Author) ; Beier, Klaus M. 1961- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2016
In: Zeitschrift für Sexualforschung
Year: 2016, Volume: 29, Issue: 2, Pages: 106-130
Online Access: Volltext (Verlag)
Journals Online & Print:
Drawer...
Check availability: HBZ Gateway
Keywords:
Description
Summary:Vor dem Hintergrund der enormen Stigmatisierung von Menschen mit pädophilen Neigungen ist davon auszugehen, dass sich Betroffene häufig entscheiden müssen, diese preiszugeben oder geheim zu halten – mit zum Teil dramatischen Konsequenzen für ihr soziales Leben und ihr Selbstbild. Obwohl Formen des Stigma-Managements für andere stigmatisierte Gruppen bereits intensiv erforscht wurden, liegen bisher keine Daten zu den Erfahrungen pädophiler Personen vor. Zur Identifikation typischer Strategien und deren Konsequenzen wurden in der vorliegenden Studie Erstgespräche von 186 Patienten des Präventionsprojekts Dunkelfeld (PPD) qualitativ ausgewertet. 48% der Patienten hatten sich einer anderen Person anvertraut (direkte Offenlegung), bei 37% wurden pädophile Neigungen durch andere Personen aufgedeckt, ohne dass die Betroffenen es selbst entschieden hatten (indirekte Offenlegung) und 15% der Patienten hatten zuvor noch nie über ihre sexuellen Neigungen gesprochen (Geheimhaltung). Unsere Analysen der berichteten Konsequenzen legen nahe, dass bei einer direkten Offenlegung das Verhältnis von Vor- und Nachteilen am günstigsten ausfällt. Die Ergebnisse werden hinsichtlich des Risikos für sexuellen Kindesmissbrauch und ihrer Implikationen für präventive therapeutische Strategien diskutiert.
ISSN:1438-9460
DOI:10.1055/s-0042-108000