Kriminalität, Sexualität, Imago: Teil 1

Im Anfang war die Straftat? So sehr sie durch die rege Abscheu, die sie hervorruft, fasziniert, wurzelt die kriminelle Handlung in den Tiefen des - sexuellen - Todestriebs, der jedem von uns eigen ist. Ein solcher Trieb, der sich gegen diejenigen richtet, die uns am meisten am Herzen liegen, mag unv...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. VerfasserIn: Vannier, Jean-Luc (VerfasserIn)
Medienart: Elektronisch Aufsatz
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: 2025
In: SIAK-Journal
Jahr: 2025, Band: 22, Heft: 2, Seiten: 68-76
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Anfang war die Straftat? So sehr sie durch die rege Abscheu, die sie hervorruft, fasziniert, wurzelt die kriminelle Handlung in den Tiefen des - sexuellen - Todestriebs, der jedem von uns eigen ist. Ein solcher Trieb, der sich gegen diejenigen richtet, die uns am meisten am Herzen liegen, mag unvorstellbar anmuten: das Unbewusste spielt gar keinen Regeln nach. Dieser Beitrag, der in zwei Teilen erscheint, beleuchtet im ersten Teil unbewusste Aspekte des Verbrechens. In dieser riesigen Kluft zwischen dem Abstrusen und dem Bewährten, zwischen dem Unverständlichen und der Vernunft, tasten Spezialisten herum, spekulieren und flüchten, erschöpft von erfolglosen Strapazen, in die Typologie (vgl. Keppel 1998, 15). Getreu seiner Theorie "spiralförmigen" Denkens - ein Gedankengang, der um einen Schwerpunkt gravitiert; von ihm angezogen und zugleich bei jedem Durchlauf erneut in Schwung versetzt - erklärt Jean Laplanche das Interesse einer psychoanalytischen Schrift damit, dass diese sich auf die Arbeit und die Ergebnisse anderer Forscher stützt (vgl. Laplanche 2006, 6). An anderer Stelle führt er aus, dass "ein Imperativ, der nicht nur in Bezug auf vergangene Forschungen gilt, sondern auch für laufende" (ders. 1998, 15). In unserem Bestreben, ohne Verlust wissenschaftlicher Stringenz aus verstreuten Quellen Sinn zu schälen, greifen wir neben analytischen und polizeilichen Quellen auch auf Texte zurück, die von Verbrechern selbst verfasst wurden. Letztere erweisen sich als überraschend aufschlussreich und ermöglichen sogar, eine schwerwiegende lexikalische Differenz zwischen Polizei und Psychoanalyse zu überwinden: der Begriff "Serienmörder" stammt schließlich nicht aus dem Diskurs der Psychopathologie, sondern wurde in den 1970er Jahren durch den FBI-Agenten Robert Ressler in den Polizeijargon eingeführt (vgl. Maleval 1997, 213). Zwischen dem "Mörder aus Lüsternheit" und den "Serienmördern" ist die Grenze fließend; die maßgebenden Schnittstellen stellen sich dabei durch die Irrwege der menschlichen Sexualität her.
ISSN:1813-3495
DOI:10.7396/2025_2_F