RT Article T1 Resozialisierung als leeres Versprechen: Warum der Strafvollzug hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleibt: Befunde und Erkenntnisse aus der Forschung zum Anstaltsklima in Deutschland = Resocialisation as an empty promise: why the penal system falls short of its own aspirations : findings and insights from prison climate research in Germany JF Kriminologie - das Online-Journal VO 7 IS 1 SP 227 OP 254 A1 Neubacher, Frank 1965- A2 Kant, Deborah LA German YR 2025 UL https://krimdok.uni-tuebingen.de/Record/1920883533 AB In Deutschland ist Resozialisierung ein Grundrecht von Gefangenen und zugleich vorrangiges Ziel des Strafvollzugs. Der Beitrag untersucht, in welchem Maß der Vollzug diesen Ansprüchen gerecht wird. Er greift hierfür auf Einschätzungen von 220 erwachsenen männlichen Gefangenen und 203 Bediensteten zurück, die im Zuge eines Forschungsprojekts zum sozialen Klima in zwei deutschen Justizvollzugsanstalten ermittelt wurden. Dabei geht es nicht um einen Vergleich der beiden Anstalten, die sich in ihren Ausgangsbedingungen unterscheiden, sondern um die Frage, wie lebendig bzw. greifbar der Resozialisierungsgedanke für die im Vollzug lebenden und arbeitenden Menschen ist. Im Ergebnis erscheint Resozialisierung als ein „leeres Versprechen“, weil die Anstalten - jede auf ihre Weise - sowohl hinter den gesetzlichen als auch den eigenen Ansprüchen zurückbleiben. Wie und warum sie trotz aller Anstrengungen scheitern, veranschaulicht der Beitrag, indem er sich auf Befragungsdaten, Interviews, Beobachtungen und zahlreiche Beispiele stützt. Die Gründe für die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen in systemischen Zwängen (insbesondere fehlenden Ressourcen) und antagonistischen Zielsetzungen bzw. Prioritäten. Diese Situation führt bei Gefangenen zu Resignation und Enttäuschung, während sich die Bediensteten zum Teil auf problematische Einstellungen zurückziehen, die in Bezug auf Resozialisierung große Skepsis, sogar Verweigerung erkennen lassen. AB In Germany, resocialisation is both a fundamental right of prisoners and the primary goal of the prison system. This article examines the extent to which the German prison system fulfils these requirements. To this end, it draws on data from 220 adult male prisoners and 203 members of staff from a research project that explores the social climate in two German prisons. The aim of this paper is not to contrast the two prisons with their differing conditions, histories, and locations, but to explore how “alive” or tangible the idea of resocialisation is for the people living and working in prison. Our findings demonstrate that resocialisation is more of an “empty promise” than it is a reality. Both prisons - each in its own way - ultimately falls short of implementing enshrined legal requirements and its own standards. The article illustrates how and why resocialisation efforts within these institutions fail by drawing on survey data, interviews, and observation. The reasons for the gap between ideal and reality lie in systemic constraints (in particular a lack of resources) and conflicting objectives and priorities. These dynamics result in resignation and disappointment among prisoners, while staff sometimes resort to problematic attitudes that reveal deep-seated doubts, even denial, regarding the benefits of resocialisation. NO Veröffentlicht am 27.03.2025 NO Literaturverzeichnis: Seite 253-254 K1 Resozialisierung K1 Sicherheit und Ordnung K1 Soziales Klima K1 Strafvollzug K1 Anstaltsklima K1 Entlassungsvorbereitung K1 Lockerungen K1 Vollzugsplanung K1 Vollzugsziel K1 Corrections K1 Planning K1 Preparation for Release K1 Prison Climate K1 Resocialization K1 Security and Order K1 Social Climate DO 10.18716/ojs/krimoj/2025.1.12