Kontrollfunktion oder Kontrollverlust?: eine Deutungsmusteranalyse von Unterbringungsentscheidungen im offenen Vollzug = Control function or loss of control? : an interpretative pattern analysis of placement decisions in open prisons
Der Arbeitsalltag im Strafvollzug ist geprägt von Risikoabwägungen und komplexen Entscheidungen; eine davon stellt die Wahl der Vollzugsform dar. Aufgrund medialer Debatten zu Vorfällen während vollzugsöffnender Maßnahmen, sowie einer zunehmenden Zuschreibung von individueller Verantwortung bei Fehl...
1. VerfasserIn: | |
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Medienart: | Elektronisch Aufsatz |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
2025
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In: |
Kriminologie - das Online-Journal
Jahr: 2025, Band: 7, Heft: 1, Seiten: [202]-226 |
Online-Zugang: |
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Rechteinformation: | CC BY 4.0 |
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Zusammenfassung: | Der Arbeitsalltag im Strafvollzug ist geprägt von Risikoabwägungen und komplexen Entscheidungen; eine davon stellt die Wahl der Vollzugsform dar. Aufgrund medialer Debatten zu Vorfällen während vollzugsöffnender Maßnahmen, sowie einer zunehmenden Zuschreibung von individueller Verantwortung bei Fehlentscheidungen, stellt diese Wahl eine besondere Herausforderung dar. Es stellt sich die Frage, wie Unterbringungsentscheidungen im Strafvollzug getroffen werden und welche Deutungsmuster zur Legitimation dieser Entscheidungen dienen. Dazu wurden am Beispiel von Unterbringungsentscheidungen in den offenen Vollzug die Vollzugspläne von 15 Gefangenenpersonalakten sequenzanalytisch ausgewertet, um Ordnungsvorstellungen sowie Deutungsmuster aus wissenssoziologischer Perspektive zu rekonstruieren. Insgesamt konnten vier Deutungsmuster identifiziert werden: Erprobung, Überwältigung, Abgrenzung zu Anderen und Kriminalität als Charaktereigenschaft. Die Analyse zeigt, dass sich der offene Vollzug in einem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit bewegt, in dem die Vollzugsform - abhängig des Deutungsmusters - als Kontrollfunktion oder Kontrollverlust wirkt. Zudem wird deutlich, wie stark soziale Kontrolle im Strafvollzug verankert ist und die Zuschreibung von sozialen Problemen der Legitimation von Entscheidungen dient. The daily work routine in correctional facilities is characterised by risk assessments and complex decisions, one of which is choosing the appropriate form of detention. Due to media debates about incidents occurring in open detention and an increasing attribution of erroneous decisions to individual responsibility, this choice poses a particular challenge. This raises the question of how placement decisions are made within the prison system and what interpretative patterns are used to legitimise these decisions.To investigate this, placement decisions for open detention were examined through a sequential analysis of correctional plans from 15 inmate files to reconstruct frameworks of order as well as interpretative patterns from a sociology of knowledge perspective. In total, four interpretative patterns were identified: Learning environment, Overwhelm, Differentiation from others, and Criminality as a character trait.The analysis shows that the open prison is characterised by a tension between freedom and security, where the form of detention - depending on the interpretative pattern - functions either as a control mechanism or entails loss of control. Furthermore, it highlights how strongly social control is embedded in the penal system and how the attribution of social problems serves to legitimise decisions. |
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Beschreibung: | Veröffentlicht am 27.03.2025 Literaturverzeichnis: Seite 223-226 |
ISSN: | 2698-6779 |
DOI: | 10.18716/ojs/krimoj/2025.1.11 |