Gefährliche Gehirne: Verdachtsgewinnung mittels neurobiologischer Risikoanalysen = Dangerous brains : producing evidence using neurobiological risk assessment

In den vergangenen Jahren machte die Hirnforschung wiederholt Schlagzeilen mit Erkenntnissen zur Neurobiologie von Aggression und Gewalt. Auf der Basis verbesserter, multifaktorieller Forschungsdesigns soll gewalttätiges und aggressives Verhalten vorhersagbar sein, bevor die Betroffenen straf- oder...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. VerfasserIn: Voigt, Torsten H. 1979- (VerfasserIn)
Medienart: Elektronisch Aufsatz
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: 2014
In: Kriminologisches Journal
Jahr: 2014, Band: 46, Heft: 3, Seiten: 184-198
Online-Zugang: Volltext (kostenfrei)
Verfügbarkeit prüfen: HBZ Gateway
Schlagwörter:
Beschreibung
Zusammenfassung:In den vergangenen Jahren machte die Hirnforschung wiederholt Schlagzeilen mit Erkenntnissen zur Neurobiologie von Aggression und Gewalt. Auf der Basis verbesserter, multifaktorieller Forschungsdesigns soll gewalttätiges und aggressives Verhalten vorhersagbar sein, bevor die Betroffenen straf- oder sozial auffällig geworden sind, und so die Verdachtsgewinnung revolutionieren. Dieser Ansatz mag einige Vorteile aufweisen, doch gehen mit ihm auch eine Reihe von Problemen einher, die es kritisch zu reflektieren gilt. Eine neurobiologische Verdachtsgewinnung ist kein neutrales Instrument zur Prävention und Intervention, sondern trägt zur Stigmatisierung, Ausgrenzung und Vorverurteilung bestimmter Personengruppen bei.
In recent years, neuroscientists have made fundamental progress in the study of violent and aggressive behavior. Particularly, the development of multifactorial research designs has helped to elucidate genetic variations and neural correlates of anti-social behavior. This research may help to identify potentially risky individuals before they show any anti-social behavior and, therefore, promises to revolutionize prevention and intervention programs. Despite the scientific progress and importance of this approach, it raises serious societal questions that have to be addressed. The neurobiological production of evidence is not simply a tool for prevention and intervention but reinforces stigmatization and exclusion on the grounds of genetic predispositions.
Beschreibung:Literaturverzeichnis: Seite 196-197