Inwiefern beeinflussen die Vorbeziehung und das Geschlecht von Täterin/Täter und Opfer die Beurteilung der Notwendigkeit rechtlicher und polizeilicher Maßnahmen bei Stalking?: Eine experimentelle Studie an (angehenden) Polizeibeamtinnen/-beamten und Juristinnen/Juristen = To what extent do prior relationship and gender of perpetrator and victim influence the necessity assessment of legal and police actions in stalking? : An experimental study of (prospective) police officers and lawyers
Stalking äußert sich oft durch eine Reihe von Verhaltensweisen, die einzeln betrachtet gesellschaftlich oder rechtlich angemessen sein können, wie Textnachrichten, Telefonanrufe oder Geschenke. Aufgrund seiner komplexen und mehrdeutigen Natur ist die Formulierung einer umfassenden rechtlichen Defini...
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Beteiligte: | |
Medienart: | Druck Aufsatz |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
2024
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In: |
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform
Jahr: 2024, Band: 107, Heft: 4, Seiten: 333-354 |
Journals Online & Print: | |
Verfügbarkeit prüfen: | HBZ Gateway |
Schlagwörter: |
Zusammenfassung: | Stalking äußert sich oft durch eine Reihe von Verhaltensweisen, die einzeln betrachtet gesellschaftlich oder rechtlich angemessen sein können, wie Textnachrichten, Telefonanrufe oder Geschenke. Aufgrund seiner komplexen und mehrdeutigen Natur ist die Formulierung einer umfassenden rechtlichen Definition schwierig, was wiederum eine effektive strafrechtliche Verfolgung behindert. International stellt Stalking eine Straftat dar, die erhebliche Herausforderungen für Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden mit sich bringt, wobei die Verurteilungsrate im Verhältnis zu den polizeilich angezeigten Fällen auffallend niedrig ist. Daher ist das Verständnis der Entscheidungsprozesse von Polizisten und Juristen in Stalking-Fällen von hoher Relevanz. Diese Studie stellt eine der ersten experimentellen Untersuchungen zur Bewertung spezifischer polizeilicher Maßnahmen und rechtlicher Konsequenzen in Stalking-Situationen dar. 212 Polizei- und 149 Jurastudierende bearbeiteten vier Vignetten, in welchen das Verhältnis zwischen Opfer und Täter (Fremder, Bekannter, Ex-Partner, mit und ohne vorheriger Gewalt) und deren Geschlecht variierte. Die Teilnehmenden bewerteten die Angemessenheit verschiedener polizeilicher Maßnahmen (z.B. Ingewahrsamnahme, Gefährderansprache) und mögliche Verfahrensausgänge (z.B. Verurteilungen, Geldstrafen, Haftstrafen, Täter-Opfer-Ausgleich) sowie die Angemessenheit der bestehenden Gesetzgebung. Die Ergebnisse zeigen, dass das Geschlecht der Teilnehmenden in beiden Stichproben einen minimalen Einfluss hatte. Allerdings beeinflussten die Art der Beziehung zwischen Opfer und Täter sowie deren Geschlechter die Bewertungen der angemessenen polizeilichen Maßnahmen und rechtlichen Folgen erheblich. Interessanterweise bewerteten die Jurastudierenden die meisten rechtlichen Maßnahmen als angemessener als die Polizeistudierenden, die im Gegenzug die Stalking-Gesetzgebung als weniger ausreichend ansahen. Diese Befunde werden im Kontext der vorangegangenen Forschung zu Stalking-Wahrnehmungen und ihren praktischen Implikationen für die Strafverfolgungsbehörden diskutiert. Stalking often manifests through a series of behaviors that, individually, might appear socially or legally appropriate, such as text messages, phone calls, or gift-giving. Its complex and ambiguous nature complicates the establishment of a comprehensive legal definition, hindering effective criminal prosecution. Internationally, stalking is an offense that poses significant challenges for investigative and prosecutorial authorities, with a notably low rate of prosecution and conviction relative to reported cases. Thus, understanding the decision-making processes of police and legal professionals in stalking cases is of paramount importance. This study represents one of the first experimental explorations into the evaluation of specific police measures and legal consequences in stalking situations. A sample comprising 212 police students and 149 law students worked on four vignettes varying the relationship between victim and perpetrator (stranger, acquaintance, ex-partner with/without prior violence) and their genders. Participants assessed the appropriateness of various police measures (e.g., arrest, police warnings) and potential legal outcomes (e.g., conviction, fine, imprisonment, victim-offender mediation), along with the adequacy of existing legislation. Findings indicate that participant gender had minimal impact across both samples. However, the nature of the victim-perpetrator relationship and their genders significantly influenced the evaluations of appropriate police measures and legal outcomes. Notably, law students deemed most legal measures more appropriate than did police students, who, in turn, perceived the stalking legislation as less sufficient than law students did. These results are discussed in light of prior research on stalking perceptions and their practical implications for professionals within the criminal justice system. |
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Beschreibung: | Literaturverzeichnis: Seite 352-354 |
Physische Details: | Illustrationen |
ISSN: | 0026-9301 |