Polizeiliche Beschuldigtenvernehmung: Vernehmungspraxis aus der Sicht von Polizeibeamtinnen und -beamten in Deutschland = Suspect Interviews : interrogation practice from the perspective of police officers in Germany
Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts gaben 321 deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte der Schutz- und Kriminalpolizei Auskunft über ihre Perspektive und Praxis bei der Durchführung von Beschuldigtenvernehmungen. Mittels Onlinefragebogen wurden sie zu situativen Aspekten von Vernehmungen s...
Authors: | ; ; ; ; |
---|---|
Format: | Print Article |
Language: | German |
Published: |
2024
|
In: |
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform
Year: 2024, Volume: 107, Issue: 2, Pages: 164-179 |
Journals Online & Print: | |
Check availability: | HBZ Gateway |
Keywords: |
Summary: | Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts gaben 321 deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte der Schutz- und Kriminalpolizei Auskunft über ihre Perspektive und Praxis bei der Durchführung von Beschuldigtenvernehmungen. Mittels Onlinefragebogen wurden sie zu situativen Aspekten von Vernehmungen sowie personalen Faktoren der Beschuldigten und über sich selbst als Vernehmungsperson befragt. Ein Schwerpunkt der Befragung lag auf der Einschätzung der Anwendungshäufigkeit von Vernehmungstechniken. Insgesamt wurde vor allem der Einsatz informationssammelnder Techniken berichtet. So gaben fast alle Befragten (97,8 %) an, Beschuldigte mit Respekt zu behandeln. Daneben werden aber auch einige geständnisorientierte Techniken verwendet. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit der Befragten (77,3 %) Vernehmungen nicht technisch aufzeichnet, obwohl sie dies eigentlich befürwortet. Beschuldigte werden im Durchschnitt 1-2 mal zur selben Tat vernommen und die Dauer einer Vernehmung beträgt durchschnittlich weniger als 1.5 Stunden. Mehr als die Hälfte der Beschuldigten (54,6 %) macht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Es wurde geschätzt, dass über die Hälfte der Beschuldigten (57,2 %) kein Geständnis ablegt und ein Drittel der Befragten gab an, schon einmal ein falsches Geständnis eines Beschuldigten erlebt zu haben. In der Diskussion wurden die Ergebnisse zu denen anderer europäischer Staaten und der initialen US-amerikanischen Untersuchung in Beziehung gesetzt, wobei nationale Unterschiede deutlich wurden. While research on the state of various investigative interviewing procedures is abundant, the way how police actually conduct such interviews remains largely unclear – especially in Europe. As part of a European research project on suspect interviewing, 321 German police officers were surveyed about their beliefs and practices with regard to suspect interviewing. Officers were asked about situational aspects of the interviews as well as individual factors that could influence either the suspect’s or the interviewer’s demeanor. The results show that the majority (77,3 %) of the respondents do not record interrogations, although they endorse these practices. On average, suspects are interrogated 1-2 times, and the total duration of an interrogation is less than 1.5 hours. More than half of the suspects (54,6 %) exercise their right to remain silent. It was estimated that over half of the suspects (57,2 %) do not confess, and one-third of the respondents reported having experienced a false confession. Officers overestimated their ability to discern between truth and lies during interrogations. Furthermore, the results indicate that German police mainly uses information-gathering techniques, but also some confession-oriented ones. The findings are discussed in light of previous research and findings from other European countries and the initial US-based study. |
---|---|
Item Description: | Literaturverzeichnis: Seite 177-179 |
ISSN: | 0026-9301 |