Einbruchdiebstahl und Desistance – gesagt, getan

Einbruchdiebe weisen neben Begehern von anderen Eigentumsdelikten laut Hellfelddaten höchste Rezidivraten auf. Im Sinne der kriminologischen Rückfallforschung wird in dieser qualitativ-empirischen Studie untersucht, warum Einbrecher, als Repräsentationsgruppe für primär nicht-expressiv-gewalttätige...

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Bibliographic Details
Main Author: Kitzberger, Martin (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2014
In: SIAK-Journal
Year: 2014, Volume: 11, Issue: 4, Pages: 31-43
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Einbruchdiebe weisen neben Begehern von anderen Eigentumsdelikten laut Hellfelddaten höchste Rezidivraten auf. Im Sinne der kriminologischen Rückfallforschung wird in dieser qualitativ-empirischen Studie untersucht, warum Einbrecher, als Repräsentationsgruppe für primär nicht-expressiv-gewalttätige Eigentumsdelinquenten (ebenso wie Diebstahl, Betrügerei, Hehlerei u.a.), ein derartig persistentes deviantes Verhalten zeigen. Deshalb wurde auf Verläufe von inhaftierten und entlassenen österreichischen Mehrfacheinbruchdieben fokussiert, auch weil Einbruchdiebstähle in Österreich im letzten Jahrzehnt unverhältnismäßig stark zugenommen haben, auf hohem Niveau stagnieren, die Aufklärungsquote niedrig ist und betroffene Opfer oftmals psychosozialer Hilfe bedürfen. Die Auswertung erfolgte gemäß der Grounded Theory. Mit Blick auf eine praxisorientierte Rückfallprävention konnten mehrere abgrenzbare Problembereiche, die Rückfälligkeit begünstigen, evaluiert werden. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Täter - trotz massiver Probleme - von sich aus wenig Veränderungswillen verspüren, dazu neigen, ihre Probleme zu bagatellisieren und zu verleugnen. So bleiben wesentliche psychosoziale Maßnahmen in Bezug auf einen möglichen Desistance-Prozess (Resozialisierung im umfassenden Sinne), der bereits während der Haft starten müsste und eines stringenten Fortgangs bedürfte, bei dieser großen Delikt- und Rückfallgruppe in der Regel aus. Dies ist problematisch, weil, wie gezeigt werden kann, Desistance ein stark dynamischer Prozess mit vielen Facetten ist und somit gut flankiert gehörte. Die aktuell hohe Anzahl an Eigentumsdelinquenten in Haft sowie die hohe Rückfallsrate dieser Klientel würden verlangen, so die Haupthypothese, dass auch für diese Tätergruppe (wie für Sexual- und Gewaltstraftäter, Jugendliche, Drogenabhängige oder psychisch kranke Täter) ein systematisches Desistance-Management in der Haft und ein ebensolches in der Nachsorge betrieben wird.
Physical Description:Diagramme
ISSN:1813-3495
DOI:10.7396/2014_4_C