Die Anfänge der geheimen Polizei in Österreich: Teil 1

Die geheime Polizei in Österreich geht auf die Gründung der Polizei im heutigen Sinn unter Maria Theresia und Kaiser Joseph II. zurück. Die Aufgaben der öffentlichen Polizei wurden in einer Amtsinstruktion, jene der geheimen Polizei in einer Geheimen Instruktion beschrieben. Beide Instruktionen ziel...

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Bibliographic Details
Main Author: Schembor, Friedrich Wilhelm 1940- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2014
In: SIAK-Journal
Year: 2014, Volume: 11, Issue: 2, Pages: 95-104
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Die geheime Polizei in Österreich geht auf die Gründung der Polizei im heutigen Sinn unter Maria Theresia und Kaiser Joseph II. zurück. Die Aufgaben der öffentlichen Polizei wurden in einer Amtsinstruktion, jene der geheimen Polizei in einer Geheimen Instruktion beschrieben. Beide Instruktionen zielten vor allem darauf ab, dem Polizeibeamten vor Augen zu führen, dass ihm in der Bevölkerung nur sein eigenes tadelloses Leben den nötigen Respekt verschaffen werde, der notwendig sei, um erfolgreich tätig sein zu können. Die in der geheimen Polizei tätigen Vertrauten (Konfidenten) hatten kriminalpolizeiliche Tätigkeiten auszuüben, die Stimmung in der Bevölkerung zu beobachten, darüber zu berichten und gegebenenfalls auch auf das Volk einzuwirken. Eine besondere Bedeutung kam der Überwachung der Ausländer zu, die als gefährlich, politisch problematisch oder auch nur politisch interessant erschienen. Auch politisch nicht unbedingt zuverlässige polnische und ungarische Adelige wurden verstärkt überwacht. Die Kreisämter und Provinzialregierungen waren mit Personen im benachbarten Ausland vernetzt, die als korrespondierende Vertraute laufend über die dortigen neuesten Entwicklungen berichteten. Allen Vertrauten gemein war, dass sie, obwohl sie wichtige Polizeiaufgaben erledigten, in keinem festen Dienstverhältnis standen, sondern vielfach nach Erfolg und Zeitaufwand honoriert wurden und manche sogar unbezahlt ihrer Tätigkeit nachgingen. Da sich der Hochadel und viele regierende Häupter jährlich in den Kurbädern von Böhmen und in Baden bei Wien trafen, waren dort eigene Inspektionskommissäre aufgestellt, die die hohen Gäste betreuten, aber auch beobachteten und aushorchten. Streng geheim waren auch das geheime Öffnen und die Anfertigung von Abschriften der der Post zur Beförderung übergebenen Briefe. Diese Arbeit verrichteten besonders ausgebildete und einem besonderen Eid unterworfene Postamtskontrollore, die in den bedeutendsten Städten der Monarchie sowie in Karlsbad, das als jährlicher Treffpunkt des europäischen Hochadels interessant war, wirkten. Einbrüche in Wohnungen und Häuser, um zu interessanten Schriftstücken zu kommen, zählten zu den "heiligsten Polizeigeheimnissen" überhaupt. Anhand des Arbeitslebens zweier Vertrauter werden die wichtigsten Aufgabenbereiche der geheimen Polizei anschaulich gemacht.
ISSN:1813-3495
DOI:10.7396/2014_2_H