Selbstbestimmungsfähigkeit, psychische Gesundheit und Sexarbeit

Die Begründungen von Frauen für ihre Entscheidung in der Sexindustrie zu arbeiten sind vielfältig. An erster Stelle werden ökonomische Gründe genannt. Inwieweit es sich jeweils um eine freie, selbstbestimmte Entscheidung handelt, ist dabei eine kontrovers diskutierte Frage. Die Meinungen hierzu schw...

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Bibliographic Details
Authors: Tschöke, Stefan 1972- (Author) ; Snellgrove, Brendan (Author) ; Bichescu-Burian, Dana (Author) ; Borbé, Raoul 1971- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2017
In: SIAK-Journal
Year: 2017, Volume: 14, Issue: 4, Pages: 29-42
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Summary:Die Begründungen von Frauen für ihre Entscheidung in der Sexindustrie zu arbeiten sind vielfältig. An erster Stelle werden ökonomische Gründe genannt. Inwieweit es sich jeweils um eine freie, selbstbestimmte Entscheidung handelt, ist dabei eine kontrovers diskutierte Frage. Die Meinungen hierzu schwanken zwischen zwei Extremen: von "Geschäftsfrauen" bis hin zu "alles Gewaltopfer". Die Durchführung von wissenschaftlichen Studien bei dieser Klientel ist insgesamt schwierig, da es sich um eine mobile, sich schnell verändernde und heterogene Population handelt, die sich zu einem nicht unerheblichen Teil in der Illegalität befindet. Auf Grund besserer Erreichbarkeit stammen die vorhandenen Daten häufig von Frauen, die im Bereich der Straßenprostitution tätig sind. Repräsentative Stichprobenerhebungen aus dem gesamten, heterogenen Tätigkeitsspektrum sind bisher nicht vorhanden. Thematisch dominieren sozialwissenschaftliche Fragestellungen, psychiatrische Fragestellungen zur psychischen Gesundheit sind eher selten. Die Situation der untersuchten Sexarbeiterinnen ist durch eine hohe Prävalenz an a) anhaltender interpersoneller Gewalt, b) einer Lebensgeschichte mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit und c) psychischen Störungen, v.a. Störungen infolge von wiederholten Traumata sowie Abhängigkeitserkrankungen, gekennzeichnet. Auf der Basis eines narrativen Reviews sollen mögliche Verflechtungen zwischen Sexarbeit, psychischer Gesundheit und der Frage der Selbstbestimmungsfähigkeit diskutiert werden. Es wird postuliert, dass es sich bei den Protagonisten in der Sexindustrie um ein Kontinuum zwischen beiden Polen "Geschäftsfrau" und "Gewaltopfer" handelt. Die Fähigkeit zur selbstbestimmten Entscheidung ist hierbei das entscheidende Kriterium, welches ein Maßstab für den Hilfebedarf sein kann.
Physical Description:Diagramme
ISSN:1813-3495
DOI:10.7396/2017_4_C