Leaks: gewollte Indiskretionen als zeitgemäßer Wissensgenerator?

"Aus den Augen, aus dem Sinn?" Massenhafter Geheimnisverrat oder lediglich reguläre Veröffentlichung von Informationen? Das Phänomen "Leaks" spaltet die Gemüter. Die zunehmende Anonymisierung von Veröffentlichungsplattformen und moderne Entwicklungen ließen die Erscheinung in den...

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Bibliographic Details
Main Author: Henricks, Nick (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2017
In: SIAK-Journal
Year: 2017, Volume: 14, Issue: 2, Pages: 49-58
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:"Aus den Augen, aus dem Sinn?" Massenhafter Geheimnisverrat oder lediglich reguläre Veröffentlichung von Informationen? Das Phänomen "Leaks" spaltet die Gemüter. Die zunehmende Anonymisierung von Veröffentlichungsplattformen und moderne Entwicklungen ließen die Erscheinung in den letzten Jahrzehnten massiv in den Vordergrund treten, nun scheint sie aber an Brisanz zu verlieren. Jedoch bleibt die Frage, inwieweit das Gesamtphänomen als zeitgemäßer Wissensgenerator interpretiert werden kann. Der Ankauf von CDs mit vermeintlichen Steuersündern durch die deutsche Bundesregierung sorgte für eine leichte Entrückung von der rein negativ besetzten Wahrnehmung der Leaks. Hierbei kristallisierte sich allerdings der instrumentelle Charakter deutlich heraus. David Pozen, Professor für Staatsrecht und Sicherheitsrecht an der renommierten Columbia Law School in New York, meint zur Handhabung des Phänomens Leaks in den Vereinigten Staaten von Amerika lediglich: "plants need to be watered by leaks". Aber nicht nur die politische Dimension spielt eine Rolle. Gerade für die Kriminalpolizei kann ein absichtlich online platzierter Leak, wie etwa bei der Ankündigung von schweren Gewalttaten an Schulen, ein erster Ermittlungsschritt sein. In Zukunft wird insbesondere das Verhältnis von den Indiskretionen zu den klassischen Medien von stetigen Entwicklungsprozessen und Interdependenzen geprägt sein. Dies ist nicht nur auf die zunehmende Digitalisierung der altbewährten Medienform zurückzuführen, sondern hängt auch stark davon ab, inwieweit es sich bei den Leaks um eine neue Wissensgenerierung oder doch nur um eine Umstrukturierung bereits vorhandenen Wissens handelt. Die aktuellen Leaks werden sicherlich nicht die letzten Wissensveröffentlichungen auf internationaler Ebene gewesen sein.
ISSN:1813-3495
DOI:10.7396/2017_2_E