Die Berliner "Türsteherszene"

In Berlin hat sich im Laufe der Jahre eine Türsteherszene etabliert, die z. T. auf eine längere Tradition zurückblicken kann. Resultierend aus der früheren Teilung der Stadt sind in Ost- und Westberlin unterschiedliche Strukturen festzustellen. Bereits zu DDR-Zeiten entstand der "Ostberliner Tü...

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Detalles Bibliográficos
Autor principal: Henninger, Markus (Autor)
Otros Autores: Susebach, Thomas
Tipo de documento: Print Artículo
Lenguaje:Alemán
Publicado: 2005
En: Kriminalistik
Año: 2005, Volumen: 59, Número: 7, Páginas: 395 - 408
Journals Online & Print:
Gargar...
Disponibilidad en Tübingen:Disponible en Tübingen.
IFK: In: Z 9
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Descripción
Sumario:In Berlin hat sich im Laufe der Jahre eine Türsteherszene etabliert, die z. T. auf eine längere Tradition zurückblicken kann. Resultierend aus der früheren Teilung der Stadt sind in Ost- und Westberlin unterschiedliche Strukturen festzustellen. Bereits zu DDR-Zeiten entstand der "Ostberliner Türsteherring", der nach dem Fall der Mauer und dem Boom der Club- und Discoszene sein Personal aus Hooligans oder über Kampfsport- und Boxschulen sowie Fitness- Studios rekrutierte. Ihr martialischer Auftritt bei der "Angebotsunterbreitung", wenn nötig unterstützt durch Drohungen, provozierte Schlägereien und auch mal einen "Buttersäureanschlag", genügte, um neue "schutzbedürftige" Kunden unter den Discothek- und Clubbetreibern oder Event-Veranstaltern zu akquirieren. Im Westteil der Stadt erwarben sich insbesondere libanesisch-kurdische, palästinensische und türkische Kriminelle eine feste Position im lukrativen Türstehergeschäft. Ihre Methoden der Kundengewinnung ähnelten der Szene in Ostberlin. Schutzgelderpressung stellte sich zunehmend als "vertraglich vereinbarte Schutzgeldzahlung" dar, die aus der Sicht der Schutzgelderpresser das Strafverfolgungsrisiko minimieren sollte. Die Szene fühlte sich derart unangreifbar, dass auch Polizeibeamte durch Drohungen, Körperverletzungen und Zutrittsverweigerungen an ihrer Dienstausübung gehindert wurden. Die Ermittlungen der in Berlin im Rahmen einer Besonderen Aufbauorganisation (BAO) eingerichteten "EG Türsteherszene" deckten intensive Bezüge zum internationalen Rauschgifthandel, zum Waffenhandel und zu weiteren Deliktsbereichen auf. Festgestellt wurde aber auch, dass diverse Polizeibeamte der "Türsteherszene" nahe standen, Erkenntnisse aus polizeilichen Informationssystemen weiterleiteten, bevorstehende polizeiliche Maßnahmen verrieten, z. T. auch selbst Türstehertätigkeiten ausübten oder sogar mit selbst gegründeten Sicherheitsunternehmen Fuß zu fassen suchten. Die nunmehr über Jahre anhaltenden intensiven vielfältigen polizeilichen Maßnahmen unter Federführung der "EG Türsteherszene", unterstützt durch andere Institutionen lassen nachhaltige Erfolge erkennen.
Descripción Física:H. 7, S. 395 - 408
ISSN:0023-4699