Der illegale Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente zur kognitiven Leistungssteigerung: eine Vignetten-basierte Studie rationaler und normativer Erklärungsgründe = The illegal sale of prescription drugs for enhancing cognitive performance : a vignette-based study of rational and normative causes
Der illegale Verkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten zur Steigerung der kognitiven Leis-tungsfähigkeit ist eine Straftat, die bislang kaum theoretisch und empirisch untersucht wurde, obwohl die Einnahme solcher Substanzen mit zahlreichen negativen individuellen und sozialen Konsequenzen v...
Authors: | ; ; ; |
---|---|
Format: | Print Article |
Language: | German |
Published: |
2018
|
In: |
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform
Year: 2018, Volume: 101, Issue: 3/4, Pages: 352-379 |
Online Access: |
Resolving-System |
Journals Online & Print: | |
Availability in Tübingen: | Present in Tübingen. IFK: In: Z 5 |
Check availability: | HBZ Gateway |
Keywords: |
Summary: | Der illegale Verkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten zur Steigerung der kognitiven Leis-tungsfähigkeit ist eine Straftat, die bislang kaum theoretisch und empirisch untersucht wurde, obwohl die Einnahme solcher Substanzen mit zahlreichen negativen individuellen und sozialen Konsequenzen verbunden ist. In dieser Studie untersuchen wir Verkaufsentscheidungen basierend auf Annahmen ver-schiedener kriminologischer Rational-Choice-Modelle, der Selbstkontrolltheorie, sozialer Normen sowie dem Modell der Frame-Selektion (MFS) und der Situational Action Theory (SAT). Dabei gehen wir auch auf die Wechselwirkungen zwischen instrumentellen Anreizen, Selbstkontrolle und Nor-men ein. Um die Entscheidungen zum illegalen Verkauf leistungssteigernder Medikamente zu unter-suchen, haben wir eine web-basierte Befragung unter Studenten und Studentinnen an vier deutschen Universitäten durchgeführt (N = 1.698). Jede befragte Person erhielt per Zufallsauswahl eine von 900 Vignetten, die jeweils eine hypothetische Verkaufssituation der illegalen und finanziell entlohnten Wei-tergabe von Medikamenten zur Konzentrationssteigerung zwischen den Studierenden beschreiben. Die Beschreibungen wurden experimentell hinsichtlich des Verkaufsgewinns und der Strafhöhe sowie den zugehörigen Eintrittswahrscheinlichkeiten variiert. Zudem wurden die Selbstkontrolle und die inter-nalisierten Normen bzgl. des illegalen Verkaufs solcher Medikamente erfasst. Die Ergebnisse, die auf Double-Hurdle-Modellen basieren, zeigen, dass insbesondere die internalisierten Normen, aber auch die Strafhöhe die Verkaufsbereitschaft reduzieren, während eine geringe Selbstkontrolle und steigen-de Verkaufsgewinne die Bereitschaft erhöhen. Zudem zeigt ein negativer Interaktionseffekt zwischen geringer Selbstkontrolle und Strafhöhe, dass die Strafhöhe stärker abschreckend wirkt, je geringer die Selbstkontrolle ausgeprägt ist (bzw. je höher die Strafe, desto geringer ist der Effekt der Selbstkontrolle). Wenn auch die Ergebnisse nur teilweise die theoretischen Annahmen unterstützen, so können wir doch zeigen, dass internalisierte Normen maßgeblich die Wahrnehmung krimineller Handlungsalternativen beeinflussen, während bspw. die Gewinne aus solchen Handlungsalternativen und Selbstkontrolle in einem nachgelagerten Abwägungsprozess wirken. The illicit sale of prescription drugs for enhancing cognitive performance is a criminal act which has hardly been studied although the consumption of these drugs by healthy people has numerous negative individual and social consequences. In this study, we scrutinize the decision to sale those drugs based on assumptions of various criminological rational choice models, self-control theory, social norms, as well as the Model of Frame Selection (MFS) and the Situational Action Theory (SAT). Thereby, we also consider interactions between instrumental incentives, self-control and norms. To investigate de-cisions regarding the illegal sale of performance enhancing drugs, we used a web-based survey among students at four German universities (N=1,698). Each respondent received randomly one out of 900 vignettes, in each case describing a hypothetical sales situation concerning the illegal and financially rewarding transmission of medications to enhance concentration between students. The descriptions have been randomly varied with respect to the sales profits and the severity of punishments and their respective probabilities. Moreover, the degree of self-control and internalized norms regarding illegal sales have been assessed. The results, that are derived from double hurdle models, show that, especially, internalized norms as well as the severity of punishment reduce the willingness of selling, while low self-control and increasing profits increase this willingness. In addition, a negative interaction effect between low self-control and the severity of punishment shows that a more severe punishment leads to more deterrence when self-control is lower (respectively that with more sever punishments, the impact of self-control decreases). Although the results support the theoretical assumptions only partially, we can show that internalized norms significantly influence the perception of criminal behavior while the benefits of such behavior and self-control seem to operate in a downstream deliberation process. |
---|---|
ISSN: | 0026-9301 |
DOI: | 10.1515/mks-2018-1013-408 |