RT Article T1 Qualitative Forschung als verdinglichende Methode und Technik: einige kritische Anmerkungen zur Karriere der Grounded Theorie = Reifying tendencies in qualitative research and practice : some critical remarks regarding the career of grounded theory JF Kriminologisches Journal VO 48 IS 1 SP 47 OP 61 A1 Stehr, Johannes LA German YR 2016 UL https://krimdok.uni-tuebingen.de/Record/1640602364 AB Grounded Theory hat sich von den reflexiven Prämissen des Symbolischen Interaktionismus gelöst und zu einer qualitativen Lehrbuch-Methodologie entwickelt, mit der für das eigene Forschen Autorität reklamiert werden kann. Der Umbau der Grounded Theory hat auf mehreren Ebenen einer Verdinglichung des Wissens Vorschub geleistet: Über die Lehrbuch-Grounded Theory werden Kodier- und Subsumtionsprozeduren als Auswertungstechniken ins Zentrum qualitativer Forschung gestellt, während zentrale Konzepte wie Interaktion und Narration sowie das Handwerkszeug der Interpretation als Momente einer reflexiven Forschung unterminiert werden. In der Konsequenz werden über die Anwendung der Lehrbuch-Grounded Theory soziale Phänomene eher der Verstehbarkeit entzogen und gesellschaftliche Konflikte und Widersprüche eher verdeckt als aufgedeckt. Im Kontext der ätiologischen Kriminologie wird die Lehrbuch-Grounded Teory überwiegend benutzt, um Normalitätskonzepte und hegemoniale Ordungen zu affirmieren und um Problem- und Täter-Wissen zu generieren. K1 Interpretatives Paradigma K1 Verdinglichung K1 Affirmative Forschung K1 Kritisch-reflexive Forschung K1 Grounded theory K1 Interpretative paradigm K1 Reification K1 Affirmative research K1 Critical-reflexive research