RT Article T1 Motivforschung JF Kriminalistik VO 60 IS 2 SP 98 OP 103 A1 Schaser, Christiane LA Undetermined YR 2006 UL https://krimdok.uni-tuebingen.de/Record/1639137319 AB Immer wieder werden im Zusammenhang mit herausragenden Gewalt- oder Sexualdelikten Fragen in der Manier: 'Was kann einen Menschen zu einer solchen Tat treiben?' gestellt. Man hofft dabei, von 'Experten' Hinweise auf mögliche Motive der Tat zu bekommen, und sich daraus ergebend Ermittlungsrichtungen zu eröffnen. Gerade bei hochgradig atypischen (Gewalt)Taten kommen öffentliches Interesse und politischer Druck hinzu, die Umstände und Gründe der Tatbegehung auszuermitteln, auch wenn der Täter ermittelt wurde und geständig ist. Im Falle ungeklärter Taten bietet das klassische Konzept der (operativen) Fallanalyse Ansätze, Motivbewertungen anhand einer eingehenden Tatrekonstruktion und unter Rückgriff auf bekannte Fallstrukturen des gleichen Deliktsbereichs (i.S. einer vergleichenden kriminologischen Betrachtung) vorzunehmen. Im Fall geklärter Taten und auch wenn der Täter zu einer Aussage bereit ist, reichen seine Angaben oft nicht aus, 'Licht in das Dunkel' des Motivhintergrunds der Tat zu bringen. Einerseits sind seine Aussagen oft zu diffus und undifferenziert, um eine umfassende Antwort auf die Motivfrage geben zu können, andererseits wird in polizeilichen Vernehmungen verständlicherweise der Fokus nicht auf eine befriedigende Ausermittlung des der Tat zugrunde liegenden Motivs gerichtet. Ausgehend von einer näheren Bestimmung des Motivbegriffs wird eine mögliche Methodik zur Herausarbeitung motivbildender Faktoren im Fall geklärter Taten vorgestellt. Methodische sozialwissenschaftliche Zugänge einer Motivanalyse werden diskutiert, mögliche Fehlerquellen einer Motivanalyse sowie ihr Nutzen im Ermittlungsverfahren aufgezeigt K1 Motive K1 Tatmotiv K1 Tätermotivation K1 Kriminalitätsursache K1 Ursachen