Summary: | Der vorliegende Aufsatz resultiert aus einer etwa sechsmonatigen teilnehmenden Beobachtung der kriminalpolizeilichen Ermittlungspraxis in einer deutschen Stadt. Wichtig für die Argumentation ist, daß es in der Phase der Überprüfung von Verdächtigungen nicht um einen Hypothesentest im Sinne der "normal science" geht, der Verdächtige und der Vernehmungsbeamte arbeiten mit Hilfe kulturell geteilter Interaktionsregeln und vor dem Hintergrund gemeinsamer kultureller Normalitätsvorstellungen an einer Version der Ereignisse, in die alle erhobenen objektiven und subjektiven Spuren integriert sind. Im Idealfall zielt die Vernehmung darauf ab, daß der Verdächtige durch entsprechende Züge genötigt wird, eine Version der Ereignisse zu entwerfen, in der er selbst als Täter vorkommt. Gelingt es ihm aber, alle Spuren zu einer Version zusammenzubringen, in der er nicht als Täter vorkommt und ratifiziert der Ermittler diese Version, dann hat sich damit (meist) der Verdacht erledigt. Dieses gemeinsa
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