Kindesmissbrauch und Reviktimisierung: die Bedeutung unterschiedlicher Gewalttypen

Theoretischer Hintergrund: Studien zum Reviktimisierungsphänomen haben bisher hauptsächlich den Effekt von sexuellen Gewalterfahrungen in der Kindheit auf sexuelle Reviktimisierung überprüft. Dabei zeigte sich, dass sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit die Wahrscheinlichkeit für das Erleben se...

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Bibliographic Details
Authors: Langer, Lioba (Author) ; Catani, Claudia 1975- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Published: 2016
In: Zeitschrift für klinische Psychologie und Psychotherapie
Year: 2016, Volume: 45, Issue: 4, Pages: 279-289
Online Access: Volltext (Verlag)
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Summary:Theoretischer Hintergrund: Studien zum Reviktimisierungsphänomen haben bisher hauptsächlich den Effekt von sexuellen Gewalterfahrungen in der Kindheit auf sexuelle Reviktimisierung überprüft. Dabei zeigte sich, dass sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit die Wahrscheinlichkeit für das Erleben sexueller Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter erhöhen. Ein zusätzlich vorliegender physischer Kindesmissbrauch verstärkt dieses Risiko nochmals. Forschungsbedarf besteht allerdings hinsichtlich physischer Reviktimisierung sowie bezüglich der Frage nach dem spezifischen Einfluss sexueller, körperlicher und emotionaler Missbrauchserfahrungen in der Kindheit. Fragestellung: Ziel dieser empirischen Studie ist es zu untersuchen, inwiefern die verschiedenen Typen von Gewalterfahrungen in der Kindheit mit den verschiedenen Formen von Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter zusammenhängen. Methode: Bei 142 Frauen im Alter von 19 – 66 Jahren wurden in einer Onlineerhebung sexuelle, physische und emotionale Gewalterfahrungen, getrennt für Kindheit und Erwachsenenalter, sowie aktuelle Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und einer Depression erfasst. Ergebnisse: Lineare Regressionen zeigten, dass sexuelle und physische Gewalterfahrungen in der Kindheit sexuelle Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter vorhersagten (stand.Beta-Koeffizienten .49*** und .20*). Physische und emotionale Gewalterfahrungen in der Kindheit zeigten sich hingegen als spezifische Prädiktoren für physische Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter (stand.Beta-Koeffizienten .67*** und .20**). Schlussfolgerung: Der Befund, dass unterschiedliche Typen von Missbrauchserleben in der Kindheit mit jeweils verschiedenen Arten der Viktimisierung im Erwachsenenalter zusammenhängen, hat wesentliche Implikationen für die Praxis, insbesondere für die Entwicklung effektiverer Ansätze zur Prävention von wiederholtem Gewalterleben.
ISSN:2190-6297
DOI:10.1026/1616-3443/a000387